Einleitung
Ich kann es wohl selbst kaum fassen, dass ich diese Reihe nun schon seit vierzehn Jahren mache. Als ich damit begann, war es wirklich ein Experiment: Kein Mensch hätte die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass so eine »weibliche« Fantasy unter dem Motto »Magische Geschichten« ein breites Publikum fände. Das hat sie im Laufe der Jahre aber gewiss.
Heute gibt es »Xena«. Und so wie »Xena« ein Nebenprodukt der Fernseh-Show »Hercules« ist, waren die »Magischen Geschichten« meine Antwort auf all die »Schwert und Magie«-Storys, in denen die Frau (es war ja meist nur eine dabei) bloß als Belohnung des muskulösen Helden figurierte: als Prämie für sein schlechtes Betragen. Sie waren fast alle männerzentriert, diese Storys, und so beschloss ich, bei mir nur solche mit wenigstens einer starken weiblichen Heldin aufzunehmen … die mit Männern in der Hauptrolle aber abzulehnen, da sie andernorts publiziert werden konnten.
Ich sagte Don Wollheim, meinem Verleger, dass ich schon immer gern eine Reihe herausgegeben hätte, und er schaute mich nur an und meinte: »Gut, dann mach eine Anthologie!« So entstanden die »Magischen Geschichten«. Aber in den ersten Jahren war es schwer, genug gute Texte dafür zu erhalten; heute habe ich das entgegengesetzte Problem – ich bekomme viel zu viele davon (wohl genügend, um wenigstens drei Bände zu füllen!). Sie stammen vor allem von Frauen, aber auch – von Beginn an – von Männern. Dieses Mal haben wir drei männliche Autoren: Paul S. Reyes (der in Band II zum ersten Mal dabei war), Jessie D. Eaker (in den Bänden VI, VII, IX und XI vertreten) und Christopher Kempke (neu in dieser Reihe!).
Ich freue mich stets auf diese intensiven Wochen jedes Jahr, in denen ich die Einsendungen für den neuen Band lese – und dann besonders auf die Texte der AutorInnen, die hier immer wieder vertreten waren, von denen auch viele hier begannen, ehe sie dann Romane publizierten: Deborah Wheeler, Elisabeth Waters und Mercedes Lackey, dann Diana L. Paxson, Dorothy J. Heydt und viele mehr. Misty Lackey hat uns dieses Mal leider nichts geschickt – sie ist wahrscheinlich zu sehr mit ihren eigenen Projekten beschäftigt –, aber die anderen vier doch.
Es sind auch in diesem Jahr wieder viele sehr schöne Storys, aber das einzige »durchgängige Thema« dabei scheint das des Gestaltwandels zu sein. In einigen verwandelt sich eine Frau (oder tarnt sich oder ihre wahren Absichten), um ihr Ziel zu erreichen. Bei Cynthia McQuillin erlernt solch eine Frau die magische Kunst, durch Stein »zu gehen«; Deborah Wheeler lässt Zwillinge versuchen, sich als eine Seele zu finden; und bei Diana Paxson geraten Babys in den Verdacht, Wechselbälge zu sein. Patricia Novak führt uns zwei Verwandelte vor, Heather Rose Jones eine Gestaltwandlerin samt Lehrling, Christopher Kempke einen Kriegsherrn, der sich selbst verwandeln kann … Das sind nur ein paar Beispiele, und ich könnte viele andere nennen; aber ich will Ihnen ja die Spannung nicht nehmen und überlasse es darum Ihnen, sie kennen zu lernen.
Rachel Holmen ist bei diesem Projekt die Mit-Herausgeberin. Sie hat, wie ich, einen Neffen namens Ian und wohnt ganz in meiner Nähe in Berkeley, in einem Häuschen, das sie sich vor zwei Jahren gekauft hat … Sie arbeitet seit fünf Jahren für mich, und sie schreibt recht gut. So lese ich »Das Schlusswort«, ihre Kolumne in meinem Magazin, denn auch stets mit großem Genuss.
Marion Zimmer Bradley